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Rezensiert von Jakob Biazza, Süddeutsche Zeitung
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Mareike Fallwickls neuer Roman über die Last, die auf den Frauen abgeladen wird, und das Aufbegehren: radikal, wachrüttelnd, empowernd.
Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.
Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.
Drei Frauen: Die eine entzieht sich dem, was das Leben einer Mutter zumutet. Die anderen beiden, die Tochter und die beste Freundin, müssen Wege finden, diese Lücke zu schließen. Ihre Schicksale verweben sich in diesem bewegenden und kampferischen Roman darüber, was es heißt, in unserer Gesellschaft Frau zu sein.
„Haben wir kein Salz, sagt Johannes beim Abendessen, sagt es genau so: Haben wir kein Salz, und nicht einmal in Helenes Richtung.“ So geht das los, und eine halbe Seite später springt Helene dann schon vom Balkon in den Tod in Mareike Fallwickls fantastischem Buch über die Wut. Beziehungsweise: die weibliche Wut, die als Gefühl womöglich gar nicht anders ist als die männliche, aber wohl oft anderem Leid entspringt. Kotzenden Quengelkindern, zum Beispiel. Dazu Haushalt, Pflege, kochen, Salz auf den Tisch stellen. Care-Arbeit halt, die, es gibt da ja Statistiken, eben Frauen erledigen. Auch nach Helenes Tod. Da springt ihre beste Freundin ein, hält die Familie am Laufen. Während Johannes der Jammerlappen bleibt, der er vorher schon war. Und Lola, die Tochter, sich radikalisiert und mit ihrer Gang die Schuldigen an dem ganzen Leid jagt. Oder eben jene, die sie dafür hält, womit nicht nur viel Wut bleibt nach der Lektüre, sondern auch eine sehr feine Ambivalenz.
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