Spannendes Fantasy-Abenteuer in einer Welt voller Magie
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»Ich könnte eine viel zu lange Liste mit Gründen nennen, weshalb du dieser Einladung folgen solltest. Aber ich möchte nur einen nennen: Flohall erwartet dich.«
Dass in Flohall Tinte und Bücher wertvoller sind als Gold merkt die zwölfjährige Sepia schon bei ihrer Ankunft in der berühmten Hafenstadt mit ihrer duftenden Tinte und dem flüsternden Papier. Bei Silbersilbe, einem der drei großen Meister, soll sie das Handwerk des Buchdrucks lernen. Warum wurde gerade sie ausgewählt - ein tollpatschiges Waisenmädchen, das ständig Tintenflecken an den Fingern hat? Bald findet Sepia in Niki und Sanzio treue Freunde und erlebt ihr erstes Funkelfest. Doch es geschehen merkwürdige Dinge in Flohall. Tinte geht verloren, düstere Gestalten schleichen umher, und dann verschwinden die Meister. Sepia ahnt, dass das mit dem Tintenkrieg zu tun hat, und mit einem dunklen Alchemisten, den alle für längst besiegt gehalten haben.
Auftakt einer Trilogie mit Suchtpotenzial
Um Theresa Bells Fantasy-Saga „Sepia“ rissen sich die Verlage. Ist die Geschichte über ein Mädchen, das Druckerin wird, der neue „Harry Potter“?
Anfangs braucht es eine Weile, bis diese Fantasy-Welt sich zu drehen beginnt und dann doch ganz schön auf Touren kommt. Es ist eine Welt, deren Assoziationswurzeln weit in die Reiche von Harry Potter oder die Tintenwelt von Cornelia Funke hineinreichen. Am deutlichen Bezug zu diesen Vorbildern mag es liegen, dass Berichten zufolge elf Verlage für das Debüt der Hamburger Autorin Theresa Bell geboten haben, die Branche witterte hier offenbar einen Bestseller. An Welterfolge anzuknüpfen, mit neuen Varianten, ist durchaus legitim. Auch auf Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ folgten Robinsonaden sonder Zahl, vom gesellschaftsutopischen Entwurf bis hin zum Ratgeber für Kindererziehung, von Reiseabenteuererzählungen über Verfilmungen bis zu diversen Comic-Entfaltungen.
Auch Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ bietet einen solchen schier unausmessbaren Urfantasieraum, der jederzeit auf verschiedenste Weise reaktiviert werden kann. Wie in Stevensons Klassiker die Piraten gibt es in Theresa Bells „Sepia“ auch eine Outlaw-Gruppe, die Tintendiebe, die sich aber rasch als sympathische Robin-Hood-Bande entpuppt, der alle sich anschließen wollen.
Natürlich geht es in Bells erstem Teil ihrer auf drei Bände konzipierten „Sepia“-Saga auch um den unvermeidlichen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen der fröhlich bunten oberirdischen Stadt Flohall, in der es so geschäftig wie lebendig mit Märkten und hübschen Einkaufsgassen zugeht, und einem bedrohlichen Untergrund aus Katakomben und Tunneln. Dessen Zentrum ist ein gewaltiges unterirdisches Eisenschloss, in dem ein größenwahnsinniger Unhold haust, der nicht an vergnüglichem Flitter und Lichterglanz à la Flohall interessiert ist, sondern nach der höchsten Macht giert - der über Leben und Tod. Er will, auch das kennt man von Oberunholden, gottgleich Geschöpfe nach seinem Wesen und Willen erschaffen, die ihm dann dienen sollen, um noch mehr Verderben über die Welt zu bringen.
Die Kinder sind mit einem robusten Willen zum Guten ausgestattet
Diesem Bösewicht hat Theresa Bell den großen Namen Regiomontanus gegeben. Der führt allerdings in die Irre, denn der historische Regiomontanus, der eigentlich Johann Müller hieß, war einer der bedeutendsten Mathematiker und Astronomen des Spätmittelalters. Theresa Bells Regiomontanus ist dagegen aus Versatzstücken des klassischen Horrorrepertoires zusammengesetzt: ein bisschen Poes „Maske des roten Todes“, ein bisschen Baron Frankenstein, ein wenig gefallener Engel Luzifer. Wie alle schrecklichen Täter fühlt er sich als Opfer von Verrat und beschließt daher, frei nach Shakespeare, ein Bösewicht zu werden.
Aber, und das ist ja das wohl Sympathischste an dieser Art von Büchern: Am Ende retten hier die Kinder die Welt. Mit Mut zur Veränderung, Vertrauen in freundschaftliche Bande und grundsätzlich mit einem robusten Willen zum Guten. In „Sepia“ steckt auch ein Entwicklungsroman, denn das Mädchen mit dem titelgebenden Namen fängt als ungeschickte Druckereinovizin in der Werkstatt von Meister Silbersilbe an.
Für ihre Tollpatschigkeit hänselt einer der anderen Gesellen sie, Sepia zweifelt deshalb an ihren Fähigkeiten. Bald freundet sie sich aber mit Niki und Sanzio an, die sich in ihren Metiers ähnlich unbegabt vorkommen wie Sepia in der Druckerei. Nikis Mutter ist im Gegensatz zur Tochter eine geniale Malerin, Sanzio stellt sich ungeschickt als Buchbinder bei Meister Seidenhand an. Man mag diese Welt aus zauberischem Papier, magischen Tinten und geheimnisvollen Buchrücken, aus der die Stadt Flohall zu bestehen scheint und in der sich die Kinder bewegen, allzu bildungslastig finden, doch das bleibt zum großen Teil nur Oberflächendesign. Im Vordergrund steht das Abenteuer.
Bald schon merken die drei, dass hinter all dem Meisterruhm und -glamour doch dunkle und ungute Geheimnisse stecken, die Flohall bedrohen, und dass die Meister keineswegs über alle Zweifel erhaben sind. Das mit Ängsten und Erwartungen angefüllte Wort Alchemie macht die Runde, also jene schwarze Beschwörungs- und Zauberkunst, vor der gewarnt wird. Im Zuge der Verwicklungen wächst gar der Verdacht, dass die Meister irgendetwas damit zu tun haben könnten.
Seltsame, originell erdachte Wesen wie Bleiläuse und Aschegeister tauchen auf. Das Papier kann in „Sepia“ nicht nur brennen und schneiden, sondern sich auch in Wesenheiten verwandeln wie Hurenkind und Schusterjunge, in Witwe und Waise. Und bald wird eine Fahrt in die Unterwelt - ein wahrlich uralter Mythos - zur Bewährungsprobe für Sepia und ihre Freunde. Eine Reise, von der sie wie neugeboren und mit einem verändertem Bewusstsein ihrer selbst zurückkehren werden. Da kann man nur sagen: Auf zum nächsten Abenteuer.
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