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Rezensiert von Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung
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Rückläufiger Merkur ist der Künstlerroman der New Economy, in der Arbeit und Privatleben, kreative Selbstverwirklichung und kommerzieller Erfolg, Kunstprojekt und Marketingkampagne untrennbar miteinander verwoben sind. Mit Scharfsinn und feiner Ironie erkundet Emily Segals Roman das komplizierte Verhältnis zwischen Selbstbehauptung und Mitläufertum im sinnentleerten Kapitalismus des frühen 21. Jahrhunderts.
Seit die Erkenntnis alt und unattraktiv wurde, dass Werber, Tech-Gründer und solche Speerspitzen des Kapitalismus heute wie Künstler leben wollen (nur mehr verdienen), fordern die Ästheten der Achtziger-Jahrgänge ihr Territorium zurück. Sie imitieren die hohldrehenden Marktlogiken und machen umgekehrt Kunst daraus. Emily Segal hat mit ihrem Kollektiv K-Hole zum Beispiel Trend-Reports einfach erfunden – und siehe, sie funktionierten auch als Fiktion: aus dem Phänomen „Normcore“, das sie sich ausgedacht hatten, wurde ein reales Lebensgefühl. In einem autofiktionalen Roman erzählt sie unheimlich witzig vom Leben zwischen Kunst und Business. Wobei man doch spürt, dass inmitten der zynisch flottierenden Zeichen und Codes ihrer Brooklyner Bubble die Herzen umso schmerzvoller bluten.