Erleben Sie höchsten Puzzlespaß mit unseren einzigartigen Holzpuzzles - Hier entdecken >>
Rezensiert in der SZ von Karin Janker
[{"variant_id":"43636054163723" , "metafield_value":""}]
»Ein verdammtes Wunder.« - Elvira Navarro
Mitten im Sommer ist eine tiefgründige Antwort auf die Frage, was es heißt, heute um die dreißig zu sein, und eine bewegende Liebeserklärung an die Generation der Eltern und an das, was wir Heimat nennen. Es wurde unmittelbar nach Erscheinen zu einem Bestseller in Spanien und zugleich zu einem international viel diskutierten Phänomen. Mit Ana Iris Simón meldet sich eine neue ehrliche, authentische Stimme zu Wort, die die Welt elektrisiert.
»Überwältigend, strotzend vor Wahrheit.« - Sergio del Molino
»Wie es glänzt, wie es riecht, wie es klingt. Was für ein schönes Buch.« - Miqui Otero
Die Prosa der verlorenen Generation: In Spanien schreiben jetzt die Kinder der Finanzkrise, groß geworden im Bewusstsein, dass niemand auf sie gewartet hat.
Dieses "früher" ist auch der Fixstern für Ana Iris Simón, eine der vielversprechendsten literarischen Stimmen des Landes. Die Autorin, Jahrgang 1991, kennt das Früher nur aus den Erzählungen ihrer Eltern. Auch Simóns großes Thema ist die prekäre Lage ihrer Generation. In Spanien sind 31 Prozent der 16- bis 24-Jährigen von Arbeitslosigkeit betroffen. Vor zwei Jahren waren es sogar noch mehr als 40 Prozent.
Spanien belegt damit europaweit den zweiten Platz in Sachen Jugendarbeitslosigkeit knapp hinter Griechenland. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Quote bei gerade einmal fünf Prozent. Ana Iris Simón gehört zu jener Generation, die in dem Bewusstsein groß geworden ist, dass niemand auf sie gewartet hat. Dass die ewige Gewissheit, den Kindern werde es einmal besser gehen als den hart arbeitenden Eltern, für sie nicht gilt. Und die diese Kränkung nun literarisch zu verarbeiten versucht, ohne dabei in bloße Nabelschau oder gar in Larmoyanz zu verfallen.
In ihrem autobiografischen Roman "Feria", der in diesem Herbst unter dem Titel "Mitten im Sommer" endlich auch auf Deutsch erscheint, stecken daher viel Melancholie und eine ordentliche Portion romantischer Antikapitalismus. Hier wird weniger das Proletariat als vielmehr das Prekariat entdeckt und literarisch fruchtbar gemacht. Nicht als Studienobjekt, sondern in Form einer Selbstidentifikation. "Ich beneide meine Eltern um das Leben, das sie führten, als sie so alt waren wie ich heute." So beginnt "Feria", die anekdotenreiche und bisweilen sehr witzige Familiengeschichte.
Die einen Großeltern waren Bauern, die anderen Schausteller, die Sommer für Sommer die großen Jahrmärkte des Landes abklapperten. Einfache Leute, genau wie Simóns Eltern, beide Briefträger. Aber gerade deren Spießigkeit, die Einfachheit ihrer Entscheidungen (zieht man nach der Hochzeit zu den Eltern oder zu den Schwiegereltern?) ist es, die die Erzählerin am liebsten gegen die Perspektivlosigkeit des eigenen Lebens eintauschen würde.
Ana Iris Simón hat sich mit "Feria" und inzwischen auch mit ihrer Kolumne in der Tageszeitung El País als junge politische Stimme in Spanien etabliert. Im vergangenen Jahr hielt sie, hochschwanger, eine Rede zur Zukunft des ländlichen Raums. Auch Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hörte zu, als sie sagte: "Mit meinen 28 Jahren wurde ich schon drei Mal betriebsbedingt gekündigt, mein jetziger befristeter Arbeitsvertrag endet zwei Tage nach dem Geburtstermin meines ersten Kindes. Ich habe weder Auto noch Hypothek, weil ich es mir schlicht nicht leisten kann." Ihre Worte hallten in der politischen Debatte in Spanien eine Weile nach. Zum ersten Mal hatte eine junge Schriftstellerin öffentlich so klar ausgesprochen, wie sich ihre Generation fühlt: vergessen und übersehen. Nicht von ungefähr leben 18 Prozent der jungen Spanier zwischen 20 und 34 Jahren heute im Ausland.
Die vollständige Rezension der spanischen Literatur finden Sie hier.