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Roman | Die Parallelgeschichte zum Bestseller »Die Kieferninseln« - Rezensiert in der SZ von Marie Schmidt
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Vollständige Rezension anzeigen Windsbraut Marion Poschmann erzählt von einer Frau, die in der Mitte des Lebens alle Grenzen der Wahrnehmung durchbricht. So etwas ist auch der Dichterin selbst widerfahren: durch japanische Gedichte. Die Sorte Ehestreit soll es geben, die einer der Partner nur mit sich ausmacht. In einer Art innerem Dialog, der rasch eskaliert. Wenn davon dann etwas zum Anderen vordringt, ist der (oder die) wie vor den Kopf gestoßen. Von so etwas hat die Schriftstellerin Marion Poschmann in ihrem Roman "Die Kieferninseln" erzählt: "Er hatte geträumt, dass seine Frau ihn betrog. Gilbert Silvester erwachte und war außer sich." Diese Figur bricht in heilloser Wut auf, und fliegt eher zufällig nach Japan, wo Gilbert, hauptberuflich Privatdozent und Experte "für Bartfrisuren", versucht, einen suizidalen jungen Mann vom Sterben abzuhalten, indem er mit ihm die schönsten Todesorte des Landes bereist. Das ultimative Ziel wird die aus der klassischen japanischen Literatur bekannte "Bucht der Kieferninseln". Ein Ort, der geografisch und seelisch so weit wie auf Erden möglich entfernt ist von der in Ungleichgewicht geratenen Ehe mit Mathilda. Eine Metapher für Ende und Neuanfang. Jetzt hat Marion Poschmann, für ihr Talent zur Darstellung des Geistigen in der Natur, des Uneindeutigen im Konkreten, der Wiederkehr des Mystischen in der vom technischen Fortschritt ruinierten Welt hoch gepriesene Lyrikerin und Romanschriftstellerin, eine Fortsetzung dieses Buches herausgebracht. Oder eigentlich zwei. Die eine, der Roman "Chor der Erinnyen" ist auch ohne "Die Kieferninsel" gelesen zu haben, verständlich. Wenn man den Vorgänger aber kennt, liest er sich wie die Parallelgeschichte: Mathilda, Lehrerin für Mathematik und Musik, nutzt, nachdem ihr Mann "wegen irgendeiner unbegreiflichen Kleinigkeit" das Haus verlassen hat, ihre Zeit allein, um sich mit ihrer überscharfen Sensibilität für Atmosphären sowohl unter Mitmenschen als auch in der Natur zu beschäftigen, die sich zu einer überwältigenden Wahrnehmung des Übersinnlichen steigert. Im Zusammenleben mit Mann, Mutter, Kollegen, Schülern, Freunden spielt Mathilda die Rolle der Vernünftigen und Kontrollierten. Aber auch sie hat, wie schon ihre Mutter, Geistererscheinungen: "Meist sind es Freundinnen, die mich heimsuchen, Freundinnen, die ich manchmal jahrelang nicht gesehen habe". Nachdem sich zum Beispiel eine gewisse Birte gezeigt hat, "fragil, sehr still, mit hängenden Armen stand sie da, seltsam durchscheinend, knochig", sitzt dieselbe Freundin am nächsten Morgen real in Mathildas Küche. Und scheint ihr Leben besiedeln zu wollen, kommt wie selbstverständlich mit zum Besuch bei der Mutter und zum Ausflug in die Waldhütte einer weiteren alten Freundin, Olivia. So kommen die "drei wieder zusamm'" wie die drei Hexen, die Theodor Fontane metrisch ungelenk aus Shakespeares "Macbeth" herbeizitiert hat, damit sie in seiner Ballade "Die Brück' am Tay" Feuer legen. Bei Poschmann wandern die Freundinnen durch einen unter Trockenheit, Borkenkäferbefall und Überhandnehmen von Nadelbäumen leidenden Wald, gabeln zwei Wanderer auf, deren "virile Aktionsbereitschaft" Mathilda so missfällt wie ihre "synthetische Sportkleidung" und bald schwelt ein Waldbrand in der Umgebung. Sind Bildungsbürger besonders naiv und drum begabt fürs Metaphysische? In Abwesenheit ihres Mannes zeigt sich, welch disziplinierende Funktion die Ehe offenbar in Mathildas Leben erfüllt, denn ohne ihn löst sich ihre vernünftige Beherrschtheit völlig auf in nervöser Durchlässigkeit: Ihr Bewusstsein, ihr Selbst verschmilzt mit "Nebel und Wind", mit Gerüchen und Stimmungen, mit "Schatten und Formlosigkeit", die in ihrer geschmackvollen Wohnungseinrichtung lauern, mit den uralten Stimmen der Rachegöttinen, der Erinnyen, die im Gejaule unmotivierter Musikschülerinnen zu hören sind. Ein vergleichbar "ozeanisches Gefühl" hat Sigmund Freud skeptisch beobachtet als "ein Gefühl der unauflösbaren Verbundenheit, der Zusammengehörigkeit mit der Außenwelt", das vom Individuum gesehen etwas Regressives habe. Im Sinne einer Empathie für ökologische Gesamtzusammenhänge wirkt es in Marion Poschmanns Roman aber eher progressiv. Nur wie soll man es verstehen, dass ausgerechnet ein bourgeoises, kinderloses Ehepaar in der Midlife-Crisis durch Marion Poschmanns Romane als geeignetes Medium vorgestellt wird, um den Kontakt zum Tod im Leben, den übersinnlichen Mächten, einer weltumspannenden Perspektive herzustellen? Und zwar nicht durch spirituelle Strategien, Yoga, Meditation, Drogenexperimente, sondern in einer unwillkürlichen Naivität, die Poschmann offensichtlich gerade der Bildungsbürgerlichkeit ihrer Figuren zuschreibt. Aus dem Text selbst überträgt sich auf die Leserin einiges Ressentiment gegen das Milieu, in dem er spielt ("Als Musiklehrer konnte man nur leben, wenn einem Musik nichts bedeutete"). Die süffisante Darstellung des Akademikers Gilbert in "Die Kieferninsel" geht im zweiten Roman zwar in eine Art staunenden Ernst über. Darin ist nun aber noch schwerer zu erkennen, ob das Preziosenhafte der Erzählweise zur Charakterisierung der Figuren gehört, oder ob sich Poschmanns Stil darin als raffiniert gefällt. Etwa in der Liebe zu Begriffsreihen, besonders häufig Dreischritten: "In der Stimme ihrer Mutter plötzlich etwas Triumphales, Triangulierendes, leicht Tückisches." Wobei man als Bildungsbürger bemerken mag, dass auch die titelgebenden Rachegöttinnen der Mythologie nach zu dritt auftreten, also in der Dreiheit womöglich ein Strukturprinzip liegt. Am Ende einiger Kapitel gleitet der "Chor der Erinnyen" in freie Verse, in Gedichte über. Allerdings nicht in die dreizeilig streng geformten Haikus, die in "Die Kieferninseln" eine Rolle spielen. Hier gibt vielleicht ein drittes Buch Aufschluss, das Marion Poschmann in diesem Frühjahr zusammen mit der einzigartigen, auf Deutsch wie auf Japanischen schreibenden Dichterin Yoko Tawada herausgegeben hat. Es heißt "Eine raffinierte Grenze aus Licht" und versammelt japanische Lyrik der Gegenwart. Wobei Tawada und Poschmann in ihren Vor- respektive Nachworten bemerken, dass die traditionellen Formen von Haiku- und Tanka-Dichtung noch heute von einigen Millionen Japanern gepflegt werden. Es gebe allerdings fast keine Überschneidungen dieser Kultur zur freieren Shi-Dichtung, die der Band präsentiert. Es handele sich um eine "Parallelwelt". Die entsprechend voneinander abgeschnittenen geistigen Welten der Eheleute Mathilda und Gilbert sind also durch exklusive lyrische Formen markiert. Poschmann und Tawada berichten eindrucksvoll von den Bedenken japanischer Kolleginnen und Kollegen, was die Übersetzbarkeit ihrer Gedichte anging. Sie seien angebracht, weil die Zeichen- und Sprachlogik so völlig anders sei, als die des Deutschen: "die ins Extreme getriebene Sensibilität sowohl von Produzent als auch Rezipient in Kombination mit einem außerordentlichen Perfektionismus sei Ausländern nicht vermittelbar". "Schillern und Vibrieren ist gewissermaßen poetisches Prinzip" Man hat die Nachbildung der Gedichte dann doch gewagt, indem man Tandems bildete aus sprachkundigen Experten und deutschsprachigen Dichterinnen und Übersetzern, unter anderen Ilma Rakusa, Michael Krüger, Lutz Seiler, Monika Rinck, sowie Poschmann und Tawada selbst. Dabei stellt Poschmann fest, dass die japanische Grammatik lyrisches Sprechen erlaubt, bei dem offen bleibt, "ob es sich um ein lyrisches Ich, ein Du, Wir oder eine gänzlich unbestimmte Größe handelt": "das Subjekt tritt hinter das Geschehen nahezu vollständig zurück. Es verräumlicht sich im poetischen Feld, Innen und Außen durchdringen einander, das Gedicht behält eine Uneindeutigkeit, die einen Teil des Reizes ausmacht, das Schillern und Vibrieren ist gewissermaßen poetisches Prinzip." Womöglich liest sich der Roman "Chor der Erinnyen" entspannter, wenn man ihn als Versuch versteht, eine solche von der japanischen Sprache ermöglichte Weltwahrnehmung aufgelöster Subjektivität in deutsche Prosa zu bringen. Poschmann verbildlicht den Versuch, wo sie beschreibt, wie Mathilda Tagebuch schreibt: Ihre Handschrift wird zusehends undeutlich und verwandelt sich unter ihren Augen zu einem Cy-Twombly-haften "Gewölle", schieren Schraffuren, die das Weiß der Seite tilgen, bis die Striche schließlich auf dem Papier nur noch Schatten, Strömungen hinterlassen, wie der Wind.
Marion Poschmann erzählt von einer Frau, die in der Mitte des Lebens alle Grenzen der Wahrnehmung durchbricht. So etwas ist auch der Dichterin selbst widerfahren: durch japanische Gedichte.
Die Sorte Ehestreit soll es geben, die einer der Partner nur mit sich ausmacht. In einer Art innerem Dialog, der rasch eskaliert. Wenn davon dann etwas zum Anderen vordringt, ist der (oder die) wie vor den Kopf gestoßen. Von so etwas hat die Schriftstellerin Marion Poschmann in ihrem Roman "Die Kieferninseln" erzählt: "Er hatte geträumt, dass seine Frau ihn betrog. Gilbert Silvester erwachte und war außer sich."
Diese Figur bricht in heilloser Wut auf, und fliegt eher zufällig nach Japan, wo Gilbert, hauptberuflich Privatdozent und Experte "für Bartfrisuren", versucht, einen suizidalen jungen Mann vom Sterben abzuhalten, indem er mit ihm die schönsten Todesorte des Landes bereist. Das ultimative Ziel wird die aus der klassischen japanischen Literatur bekannte "Bucht der Kieferninseln". Ein Ort, der geografisch und seelisch so weit wie auf Erden möglich entfernt ist von der in Ungleichgewicht geratenen Ehe mit Mathilda. Eine Metapher für Ende und Neuanfang.
Jetzt hat Marion Poschmann, für ihr Talent zur Darstellung des Geistigen in der Natur, des Uneindeutigen im Konkreten, der Wiederkehr des Mystischen in der vom technischen Fortschritt ruinierten Welt hoch gepriesene Lyrikerin und Romanschriftstellerin, eine Fortsetzung dieses Buches herausgebracht. Oder eigentlich zwei.
Die eine, der Roman "Chor der Erinnyen" ist auch ohne "Die Kieferninsel" gelesen zu haben, verständlich. Wenn man den Vorgänger aber kennt, liest er sich wie die Parallelgeschichte: Mathilda, Lehrerin für Mathematik und Musik, nutzt, nachdem ihr Mann "wegen irgendeiner unbegreiflichen Kleinigkeit" das Haus verlassen hat, ihre Zeit allein, um sich mit ihrer überscharfen Sensibilität für Atmosphären sowohl unter Mitmenschen als auch in der Natur zu beschäftigen, die sich zu einer überwältigenden Wahrnehmung des Übersinnlichen steigert.
Im Zusammenleben mit Mann, Mutter, Kollegen, Schülern, Freunden spielt Mathilda die Rolle der Vernünftigen und Kontrollierten. Aber auch sie hat, wie schon ihre Mutter, Geistererscheinungen: "Meist sind es Freundinnen, die mich heimsuchen, Freundinnen, die ich manchmal jahrelang nicht gesehen habe". Nachdem sich zum Beispiel eine gewisse Birte gezeigt hat, "fragil, sehr still, mit hängenden Armen stand sie da, seltsam durchscheinend, knochig", sitzt dieselbe Freundin am nächsten Morgen real in Mathildas Küche. Und scheint ihr Leben besiedeln zu wollen, kommt wie selbstverständlich mit zum Besuch bei der Mutter und zum Ausflug in die Waldhütte einer weiteren alten Freundin, Olivia.
So kommen die "drei wieder zusamm'" wie die drei Hexen, die Theodor Fontane metrisch ungelenk aus Shakespeares "Macbeth" herbeizitiert hat, damit sie in seiner Ballade "Die Brück' am Tay" Feuer legen. Bei Poschmann wandern die Freundinnen durch einen unter Trockenheit, Borkenkäferbefall und Überhandnehmen von Nadelbäumen leidenden Wald, gabeln zwei Wanderer auf, deren "virile Aktionsbereitschaft" Mathilda so missfällt wie ihre "synthetische Sportkleidung" und bald schwelt ein Waldbrand in der Umgebung.
Sind Bildungsbürger besonders naiv und drum begabt fürs Metaphysische?
In Abwesenheit ihres Mannes zeigt sich, welch disziplinierende Funktion die Ehe offenbar in Mathildas Leben erfüllt, denn ohne ihn löst sich ihre vernünftige Beherrschtheit völlig auf in nervöser Durchlässigkeit: Ihr Bewusstsein, ihr Selbst verschmilzt mit "Nebel und Wind", mit Gerüchen und Stimmungen, mit "Schatten und Formlosigkeit", die in ihrer geschmackvollen Wohnungseinrichtung lauern, mit den uralten Stimmen der Rachegöttinen, der Erinnyen, die im Gejaule unmotivierter Musikschülerinnen zu hören sind. Ein vergleichbar "ozeanisches Gefühl" hat Sigmund Freud skeptisch beobachtet als "ein Gefühl der unauflösbaren Verbundenheit, der Zusammengehörigkeit mit der Außenwelt", das vom Individuum gesehen etwas Regressives habe. Im Sinne einer Empathie für ökologische Gesamtzusammenhänge wirkt es in Marion Poschmanns Roman aber eher progressiv.
Nur wie soll man es verstehen, dass ausgerechnet ein bourgeoises, kinderloses Ehepaar in der Midlife-Crisis durch Marion Poschmanns Romane als geeignetes Medium vorgestellt wird, um den Kontakt zum Tod im Leben, den übersinnlichen Mächten, einer weltumspannenden Perspektive herzustellen? Und zwar nicht durch spirituelle Strategien, Yoga, Meditation, Drogenexperimente, sondern in einer unwillkürlichen Naivität, die Poschmann offensichtlich gerade der Bildungsbürgerlichkeit ihrer Figuren zuschreibt.
Aus dem Text selbst überträgt sich auf die Leserin einiges Ressentiment gegen das Milieu, in dem er spielt ("Als Musiklehrer konnte man nur leben, wenn einem Musik nichts bedeutete"). Die süffisante Darstellung des Akademikers Gilbert in "Die Kieferninsel" geht im zweiten Roman zwar in eine Art staunenden Ernst über. Darin ist nun aber noch schwerer zu erkennen, ob das Preziosenhafte der Erzählweise zur Charakterisierung der Figuren gehört, oder ob sich Poschmanns Stil darin als raffiniert gefällt. Etwa in der Liebe zu Begriffsreihen, besonders häufig Dreischritten: "In der Stimme ihrer Mutter plötzlich etwas Triumphales, Triangulierendes, leicht Tückisches." Wobei man als Bildungsbürger bemerken mag, dass auch die titelgebenden Rachegöttinnen der Mythologie nach zu dritt auftreten, also in der Dreiheit womöglich ein Strukturprinzip liegt.
Am Ende einiger Kapitel gleitet der "Chor der Erinnyen" in freie Verse, in Gedichte über. Allerdings nicht in die dreizeilig streng geformten Haikus, die in "Die Kieferninseln" eine Rolle spielen. Hier gibt vielleicht ein drittes Buch Aufschluss, das Marion Poschmann in diesem Frühjahr zusammen mit der einzigartigen, auf Deutsch wie auf Japanischen schreibenden Dichterin Yoko Tawada herausgegeben hat. Es heißt "Eine raffinierte Grenze aus Licht" und versammelt japanische Lyrik der Gegenwart.
Wobei Tawada und Poschmann in ihren Vor- respektive Nachworten bemerken, dass die traditionellen Formen von Haiku- und Tanka-Dichtung noch heute von einigen Millionen Japanern gepflegt werden. Es gebe allerdings fast keine Überschneidungen dieser Kultur zur freieren Shi-Dichtung, die der Band präsentiert. Es handele sich um eine "Parallelwelt". Die entsprechend voneinander abgeschnittenen geistigen Welten der Eheleute Mathilda und Gilbert sind also durch exklusive lyrische Formen markiert.
Poschmann und Tawada berichten eindrucksvoll von den Bedenken japanischer Kolleginnen und Kollegen, was die Übersetzbarkeit ihrer Gedichte anging. Sie seien angebracht, weil die Zeichen- und Sprachlogik so völlig anders sei, als die des Deutschen: "die ins Extreme getriebene Sensibilität sowohl von Produzent als auch Rezipient in Kombination mit einem außerordentlichen Perfektionismus sei Ausländern nicht vermittelbar".
"Schillern und Vibrieren ist gewissermaßen poetisches Prinzip"
Man hat die Nachbildung der Gedichte dann doch gewagt, indem man Tandems bildete aus sprachkundigen Experten und deutschsprachigen Dichterinnen und Übersetzern, unter anderen Ilma Rakusa, Michael Krüger, Lutz Seiler, Monika Rinck, sowie Poschmann und Tawada selbst. Dabei stellt Poschmann fest, dass die japanische Grammatik lyrisches Sprechen erlaubt, bei dem offen bleibt, "ob es sich um ein lyrisches Ich, ein Du, Wir oder eine gänzlich unbestimmte Größe handelt": "das Subjekt tritt hinter das Geschehen nahezu vollständig zurück. Es verräumlicht sich im poetischen Feld, Innen und Außen durchdringen einander, das Gedicht behält eine Uneindeutigkeit, die einen Teil des Reizes ausmacht, das Schillern und Vibrieren ist gewissermaßen poetisches Prinzip."
Womöglich liest sich der Roman "Chor der Erinnyen" entspannter, wenn man ihn als Versuch versteht, eine solche von der japanischen Sprache ermöglichte Weltwahrnehmung aufgelöster Subjektivität in deutsche Prosa zu bringen. Poschmann verbildlicht den Versuch, wo sie beschreibt, wie Mathilda Tagebuch schreibt: Ihre Handschrift wird zusehends undeutlich und verwandelt sich unter ihren Augen zu einem Cy-Twombly-haften "Gewölle", schieren Schraffuren, die das Weiß der Seite tilgen, bis die Striche schließlich auf dem Papier nur noch Schatten, Strömungen hinterlassen, wie der Wind.
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