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Ethik der Appropriation - Bild 1

Ethik der Appropriation

Rezensiert in der SZ von Klaus Walter

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Beschreibung

Die Rede von kultureller Aneignung ist allgegenwärtig. Infrage steht mit ihr gerade für eine progressive politische Position die Legitimität kultureller Produktion, die sich an den Beständen anderer, ihr »fremder« Traditionen bedient. Während viele diese als eine Form des Diebstahls an marginalisierten Gruppen kritisieren, weisen andere den Vorwurf zurück: Er drücke eine Vorstellung von Identität aus, die Berührungspunkte mit der völkischen Rechten aufweise. Tatsächlich, so zeigt Jens Balzer, beruht jede Kultur auf Aneignung. Die Frage ist daher nicht, ob Appropriation berechtigt ist, sondern wie man richtig appropriiert. Kenntnisreich skizziert Balzer im Rückgriff auf die Entstehung des Hip Hop wie auf die erstaunliche Beliebtheit des Wunsches, »Indianer« zu sein, in der bundesdeutschen Nachkriegszeit eine Ethik der Appropriation. In ihr stellt er einer schlechten, weil naturalisierenden und festlegenden, eine gute, ihre eigene Gemachtheit bewusst einsetzende Aneignung entgegen. Ausgehend von dem Denken des Kreolischen Édouard Glissants und Paul Gilroys »Schwarzem Atlantik« sowie der Queer Theory Judith Butlers wird eine solche Aneignungsethik auch zur Grundlage eines aufgeklärten Verhältnisses zur eigenen Identität.

Details

Auflage
3. Aufl.
Autor/en
Jens Balzer
Einband
Klappenbroschur
Erscheinungstermin
16.08.2022
ISBN
9783751805353
Seitenzahl
87
Verlag / Label
Matthes & Seitz Berlin

Rezensiert in der Süddeutschen Zeitung von Klaus Walter

Die Kritik an kultureller Aneignung in der Popkultur ist von einem akademischen Nischengegenstand zu einem Reizthema geworden, das ganze Heere von Kolumnisten zuverlässig mit Stoff versorgt. Kurz gesagt besteht die Kritik darin, dass es eine Art von fortgesetzter kolonialer Enteignung sei, wenn sich weiße Künstler der Bildsprachen kolonisierter Kulturen bedienen. Diese Kritik wird von vielen gern als Einschränkung der Meinungsfreiheit verstanden und so geht es hin und her. Der Kulturtheoretiker und Popkritiker Jens Balzer hat sich das Phänomen der kulturellen Aneignung genauer angesehen, herausgekommen ist ein bedenkenswerter Essay.